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Es scheint, als hätten wir alle diesen einen besonderen Tag im Leben. Diesen Tag, an dem die Weichen neu gestellt werden – ob wir wollen oder nicht.

Es ist wohl so, dass jeder von uns bereits mindestens einmal einen solchen Tag bewusst erlebt hat, der eine Art Übertritt bedeutete.

Einen Übertritt in etwas, das man weder geplant, noch unbedingt zum Ziel gehabt hat, aber vor dem man plötzlich nicht mehr zurückweichen konnte, dem man entgegen gehen musste, weil stehenbleiben oder umkehren auch keine Option waren. Plötzlich erschafft die Unabdingbarkeit den Mut, der bisher gefehlt hat. Plötzlich lässt der Schmerz einen zusammenbrechen, wo man bisher noch dagegenhalten konnte. Und auch wenn Zusammenbrechen direkt an Ort und Stelle geschieht, so bringt es einen in diesem Augenblick doch auf merkwürdige Art und Weise voran.

An diesem Tag verändert sich alles, und am meisten verändern wir uns selbst.

Oft realisiert man erst Tage, Wochen oder Jahre später, dass dieser Moment das Leben in zwei Hälften geteilt hat und die persönliche Zeitrechnung ganz automatisch zwei neue Reiter bekommen hat, in die sie Begebenheiten und Erfahrungen einzusortieren hat. Diese Reiter zur Sortierung der Lebenszeit heißen „davor“ und „seitdem“…

Manche Geschichten brauchen Raum um wirken zu können. Sie haben es verdient, Platz einzunehmen, der erst einmal zu groß für sie erscheint, aber den sie dennoch füllen werden, sobald man es ihnen zugetraut hat.

So haben Geschichten wohl viel mit den Menschen gemeinsam, die sie zu erzählen haben. Auch ihnen ist oft ein Gefühl von Unbedeutsamkeit vertraut, obwohl sie wachsen und größer werden könnten, wenn der Raum dafür gegeben wäre…

Auch wenn wir vermeintlich alle unfassbar individuell und einzigartig sein dürfen, hashtags nutzen wie #diversity und #happytobeme sowie Selflove auch in großer Runde als Mittel gegen alle körperlichen und seelischen Wehwehchen weiterempfehlen: Ich-Sein ist nach wie vor nicht wirklich en vogue.

Es mag hip sein, eigenartig zu erscheinen, aber nur solange es gewissen Regeln und Konformitäten folgt. Die Natur des Menschen ist ein Denken in Schubladen, ein Filtern mit gröberen und feineren Rastern und ein Festhalten an Mustern und Wiederholungen. Nicht nur, dass wir die anderen einsortieren können wollen, wir wollen auch selbst gerne irgendwo dazugehören.

Besser gegen etwas sein, als gar keine Meinung haben. Besser sich verstanden fühlen, als ganz allein den Verstand verwenden…

Umkleidekabinen, Räume bei Zahnärzten oder Gynäkologen, Friseursalons und OP-Säle haben etwas gemeinsam: Grelle Neonröhren an den Decken, die uns auf Herz, Nieren, Seele und Geist durchleuchten. Sich so gesehen zu fühlen, ist den meisten Menschen unangenehm.
Sind wir doch seit frühester Kindheit gewöhnt, dass irgendwas von irgendwem entdeckt werden kann, was an uns nicht so ganz richtig ist – wenn man nur gründlich genug schaut. Es werden Fehler gefunden, von denen wir noch gar nichts wussten…

Es gibt Worte, bei denen fragt man sich insgeheim, warum sie bisher niemand erfunden hat.

Wer Kinder oder öfter mal mit welchen zu tun hat, wird wissen, wie bedeutsam Mitnehmsel sind. Umso erstaunlicher, dass es eigentlich kein Wort für die Dinge gibt, die man am Wegesrand findet und mehr oder weniger gedankenverloren einsteckt, weil man sie einfach nicht liegen lassen kann.